Eigentlich hatte man für den Sommer 2022 ein anderes Programm vorbereitet, aber die Auswirkungen der Pandemie erreichten schließlich auch das ehemalige Forsthaus „Oberer Pfleger” ober Gallmannsegg. Hier am Fuße der Gleinalm, ganz in der Nähe der Lipizzanerweiden betreibt der gemeinnützige Verein TRIALE sein Institut für experimentelle Gestaltung. Hier zieht man sich bewusst ins romantische Prekariat zurück – ohne fließendes Wasser, ohne Strom und Handyempfang, möchte man unterschiedliche, über Generationen gewachsene Kulturtechniken analysieren, neu herleiten, erlernen und weitervermitteln.
So kam es in den Jahren des Bestehens der Gruppe seit 2017 zu diversen Projekten, die in Pionierarbeit rund um die Liegenschaft positioniert wurden. Teilweise in Kooperation mit Universitäten, teilweise in Eigenregie im Rahmen einer TRIALE-Summerschool und über den Zeitraum eines Jahres auch als Serie für das Magazin der Bundesforste.
Als die Bundesregierung (Bundesministerium für Kunst, Kultur, öffentlichen Dienst und Sport) und die neun Bundesländer gemeinsam unter dem Titel „Kunst und Kultur im digitalen Raum - Call 2021” Förderungen für innovative, digitale Kultur-Projekte vergaben, fand das TRIALE-Team schnell ein ideales Programm. Ziel war es, den Einsatz neuer Technologien in künstlerischen Prozessen auszuloten und Partizipations- und Interaktionsformate zu testen.
Die Bearbeitung des Themas, erfolgte vor Ort im Natur- und Kulturraum des Waldes und in der Abgeschiedenheit von Ballungsräumen. Das Thema, dass uns alle – quer durch sämtliche Gesellschaftsschichten und Kulturen – beschäftigt: die Notwendigkeit eines neuen Bezugssystems, einer Kontextualisierung, einem Framework.
Das dabei entstandene Format, Digital Framework – Artistic practices for an unexpected future inszeniert dabei nicht weniger als den Kunstwanderweg der Zukunft:
Neun international tätige Künstler*innen bzw. Kunst-Kollektive bespielen die Umgebung des ehemaligen Forsthauses und markieren dabei den Verlauf eines Wanderweges auf die Gleinalm. Die Projekte der Künstler*innen beschäftigen sich mit akuten und gewachsenen Themen eines künstlerischen Diskurses in der Pandemie.
Es entstehen Rezepte, Kurformen, historische Recherche, digitale Inschriften, Wolkenmalereien, Metallskulpturen, 3D-gedruckte Portale, schamanische Rituale und mehr. Dabei wurden digitale Technologien wie 3D Scanning, VR, 3D Druck, AR, Geo-Tracking verwendet und in den künstlerischen Schaffensprozess eingebunden. Um die temporären Installationen und Performances langfristig abzubilden und erlebbar zu machen, entwickelte die TRIALE eine eigene Web-App, die alle Inhalte über QR-Codes entlang des Kunstwanderweges nachvollziehbar macht. Und das nicht nur über Geolokalisierung, Bild und Text, sondern auch über Augmented Reality. So versucht das Kollektiv Generationen und Genres über den Naturraum zu verbinden. Sämtliche Originalschauplätze der künstlerischen Aktionen können erwandert – und über die Dokumentation nacherlebt werden.
Erreichbarkeit: Öffentlich ab Gh. Sauer, Gallmannsegg, Wanderweg 539; über Ruine Hauensteine zur Brendlalm.